Bestände (KSCV)

N 5 - Carl Manfred Frommel

Laufzeit: 1908-1935

 

Biographie: Carl Manfred Frommel wurde am 13. Dezember 1884 in Hamburg als Sohn eines Geh. Regierungsrates geboren. Von seinem Elternhaus aus mit den nötigen finanziellen Mitteln ausgestattet, studierte er an der Universität Göttingen ohne bestimmtes Berufsziel und ohne Abschluss. Am 25. April 1906 wurde er bei Bremensia aktiv und am 24. November 1906 ins engere Corps recipiert. Im Wintersemester 1906/07 bekleidete er die Funktion des Fuchsmajors. Unter dem 1. Juli 1907 wurde ihm der Austritt gestattet, am 23. Januar 1908 die CK-Mütze verliehen. Bereits Michaelis 1907 war Frommel nach Berlin gewechselt. Ostern 1909 nach Göttingen zurückgekehrt, wurde er unter dem 4. Juli 1910 wieder aktiv. Er erhielt am 19. Juli 1910 das Band zurück und wurde am 17. Oktober 1910 inaktiviert. Von November 1911 bis Mai 1912 diente Frommel als Einjährig-Freiwilliger im 2. Kurhessischen Infanterie-Regiment Nr. 82 in Göttingen. In den folgenden Jahren war er vor allem in der überverbandlichen Arbeit tätig. So wurde unter seiner Führung in Göttingen 1912 das erste Kartell schlagender Verbände gebildet, ein Vorläufer des Allgemeinen Deutschen Waffenrings (ADW). Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg als Kompanieführer kehrte er wieder an die Universität Göttingen zurück, wo er sich um die Gründung der Deutschen Studentenschaft verdient machte. 1919 wurde er dort zum Studentensekretär ernannt und erlangte einen großen Einfluß auf die Entwicklung des Verbandes. „Seine Verdienste um das Zustandekommen der 'Deutschen Studentenschaft' sind wohl weit größer, als damals gemeiniglich bekannt war. Er hatte sich selbst – mehr oder weniger – zu ihrem allmächtigen Sekretär gemacht“, schreibt sein Biograph Mitgau. Ebenfalls 1919 gründete er die Deutsche Akademische Rundschau, die bald zum wichtigsten Publikationsorgan der Studentenschaften in Deutschland aufstieg. Als auf Beschluss des Deutschen Studententages in Danzig die Deutsche Studentenschaft 1928 in den Hochschulverlag GmbH eintrat, wurde sie mit der Zeitung „Der Student“ vereinigt, die fortan als amtliches Organ der DSt. diente. Offizielle Aufgaben nahm Frommel auch für den Allgemeinen Deutschen Waffenring wahr. Hier fungierte er zeitweilig als Vorsitzender des Verfassungsausschusses. Sein Interesse galt auch immer der corpsstudentischen Geschichtsforschung. Bereits 1922 regte er die Gründung der Historischen Kommission des KSCV an und wurde deren erster Schriftführer. 1930 und 1932 war er Mitherausgeber der Kösener Jahrbücher „Wende und Schau“ und von 1934 bis 1936 Schriftleiter der Deutschen Corpszeitung, die er zu einer „bis dahin noch nie erreichten Höhe im geistigen Inhalt und in der Ausstattung“ führte.“ Große Verdienste hatte er auch um die Präsentation des Verbandes auf der „Pressa“ in Köln (1928). Nach der Pressa-Ausstellung wurde er zum Bibliotheksrat ernannt und betreute die Sammlungen des VAC, die 1930 von Wilhelm Fabricius von Marburg an die Universität Frankfurt a. M. abgegeben und um seine eigene umfangreiche Studentika-Sammlung bereichert wurde. Beides bildete einen wesentlichen Grundstock für das spätere Institut für Hochschulkunde in Würzburg. Nach der Auflösung der Verbände 1935 wurden die gesamten Bestände auf die Festung Marienberg nach Würzburg überführt. Frommel siedelet nach dort über, erlag aber bereits am 3. April 1938 in Würzburg einer Erkrankung an Multipler Sklerose. „Frommel hat dem Begriff des 'Berufscorpsstudenten' seinen eigenen, tieferen Sinn gegeben und er hat die ursprünglich spöttisch gedachte Bezeichnung gewandelt in die eines Mannes, der unter Verzicht auf die philisterhafte Geborgenheit einer akademischen Pfründe seine Berufung einzig und allein darin sah, den Aufgaben unseres Corpsstudententums und darüber hinaus des deutschen Studenten zu dienen, um die Voraussetzung für dier Neubelebung akademischen Gemeinschaftsgeistes im Sinne akademischer Freiheit zu schaffen.“ Er galt als „umfassender, kenntnisreicher Geist, vielseitig begabt, eine zarte, künstlerisch scheue Seele, ein kultivierter Ästhet, Gradseigneur und Romantiker, der nur widerwillig den Anschluß an eine feindliche Wirklichkeit immer wieder suchen mußte, unter Enttäuschungen und Entsagungen. Hinter seinen bibliophilen Schätzen lebte er sein eigentliches und persönliches Leben, unbürgerlich und wie auf einer fernen Insel.“

Bestand: Der weitaus größte Teil von Frommels Nachlass bestand aus seiner umfangreichen Bibliothek und der Graphiksammlung, die bereits mit der Gründung des Frankfurter Instituts mit der des Verbandes Alter Corpsstudenten vereinigt wurde. Sie sind heute Bestandteil des Instituts für Hochschulkunde an der Universität Würzburg und wurden dort katalogisiert. Die offizielle Korrespondenz gelangte in das „Alte Archiv“ (A 1) und ist dort unter den Sachtiteln abgelegt. Die Unterlagen aus Frommels Tätigkeit für den Allgemeinen Deutschen Waffenring befinden sich im Bestand B 6. Lediglich ein kleiner Teil des persönlichen Nachlasses fand Eingang in den Nachlassbestand. Er umfasst 0,1 lfd. Meter und betrifft vor allem seine eigenen Corps Bremensia und Starkenburgia. Einige Nummern stammen aber auch aus seiner Zeit als Schriftleiter der Deutschen Corpszeitung und Leiter des Presseamts des KSCV.

Eigene Veröffentlichungen (in Auswahl): Die Mitglieder der Bremensia zu Göttingen vom 25. Februar 1911 bis zur Gegenwart, Göttingen 1912; Denkschrift betreffend Akademische Presse, Göttingen 1922

Weiterführende Literatur: Friedhelm Golücke, Verfasserlexikon zur Studenten- und Hochschulgeschichte, Köln 2004, S. 105-106; Hermann Mitgau, C. M. Frommel und die Deutsche Studentenschaft in Göttingen. Erinnerungen zur 15. Wiederkehr seines Todestages, Göttinger Jahrbuch 1953, S. 89f.; Robert Paschke, Carl Manfred Frommel Bremensiae (FM) Starkenburgiae I.d.C., EuJ 1 (1956), S. 109-112

 

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