Geschichte

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Das Kösener Archiv und seine Geschichte

Die Geschichte des Corpsstudententums in Deutschland reicht bis in die achtziger Jahre des 18. Jahrhunderts zurück. Die Corps Guestphalia Halle (1789) und Onoldia Erlangen (1798) gelten als älteste noch bestehende studentische Verbindungen. Organisiert waren die deutschen Corps zunächst nur auf örtlicher Ebene in "Senioren-Conventen". Zur Verhandlung der gemeinsamen Belange gründeten am 15. Juli 1848 in Jena Senioren-Convente aus ganz Deutschland einen Verband, der seit 1855 jährlich in der Woche vor Pfingsten in Kösen an der Saale tagte und deshalb den Namen Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV) erhielt. Im April 1888 erfolgte als Vertretung der "Alten Herren" der Kösener Corps die Gründung des Verbandes Alter Corpsstudenten (VAC), dem am 20. Mai 1898 die Rechte einer juristischen Person verliehen wurden. Mit rund 14.000 Mitgliedern gehört er heute zu den größten deutschen Akademikerverbänden.

Bereits 1899 beschloss der VAC-Abgeordnetentag die Schaffung einer "Sammelstelle für corpsstudentische Archivalien", in die vorläufig vor allem Bücher und "Graue Literatur" aufgenommen wurde. 1903 wurde auf Anregung des Direktors des Grünen Gewölbes, des Münzkabinetts und des Historischen Museums in Dresden, Jean Louis Sponsel (Normannia Berlin, Rhenania Bonn, VAC-Vorsitzender 1905-1909), erstmals die Errichtung eines eigenen Archiv- und Kongressgebäudes in Bad Kösen diskutiert, dessen Pläne der damals ebenfalls in Dresden ansässige Architekt Wilhelm Kreis entwarf. Entwurf für das Kongress- und Archivgebäude in Bad Kösen

Die Realisierung scheiterte allerdings an der Frage der Rentabilität. 1907 kamen Archiv und Bibliothek des Verbandes als Depositum in die Marburger Universitätsbibliothek, wo Wilhelm Fabricius die Betreuung der Bestände übernahm. Im gleichen Jahr wurde eine Benutzungsordnung erlassen. Damit erhielt die Sammlung den Charakter einer öffentlichen Bibliothek mit Archiv.

Bei den Vorbereitungen zur Internationalen Presse-Ausstellung in Köln (PRESSA) warb Carl Manfred Frommel 1928 um Überlassung weiteren Materials, insbesondere gedruckter Corpsgeschichten, Corpstafeln, Festschriften, Stammbücher, Corpszeitungen, Paukbücher, Kommersbücher, aber auch studentischen Porzellans und anderer Akademesken. Die so erheblich erweiterte Sammlung wurde 1929 in der "Hochschulkundlichen Sammlung" der Universität Frankfurt am Main mit denen anderer Korporationsverbände zusammengeführt. Auf Initiative des Burschenschafters und Würzburger Stadtrats Dr. Umhau gründete die Stadt Würzburg 1935 auf der Festung Marienberg ein "Institut für Hochschulkunde" (IfH), in das die Frankfurter Sammlungen sukzessive überführt wurden. Frommel sollte eine leitende Funktion übernehmen, starb aber bereits 1938. Die Leitung fiel an Dr. Brügmann, einen NS-Vertreter, der das Institut zugleich zum Zentralarchiv des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB) und der Deutschen Studentenschaft (DSt.) ausbaute.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Georg Meyer-Erlach Leiter des Instituts, das 1952 nach einem neuen Vertrag zwischen den beteiligten Verbänden (KSCV, WSC, CC), der Stadt Würzburg und der Universität mit letzterer verbunden wurde und Räume im alten Universitätsgebäude in der Domerschulstraße bezog. Das Kösener Archiv bildet seither neben der Bibliothek und der Grafiksammlung des Verbandes Alter Corpsstudenten eine der drei Säulen der Kösener Sammlungen innerhalb des IfH, wird aber nicht durch die Institutsleitung, sondern durch einen eigenen Kustos des VAC betreut. Das Institut für Hochschulkunde befindet sich in der Trägerschaft der 1922 gegründeten "Deutschen Gesellschaft für Hochschulkunde". Ab 1982 war es in den Räumen der neuen Universitätsbibliothek am Hubland untergebracht. Im Sommer 2014 erfolgte der Umzug in ein eigenes Gebäude auf dem Campus Nord (Oswald-Külpe-Weg 74).