Vandalia-Teutonia Berlin
Carl-Hermann Mueller-Graaf
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- Kategorie: Biographien KSCV
- Veröffentlicht: Donnerstag, 22. März 2012 10:13
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Carl-Hermann Müller (ab 1950: Mueller-Graaf)
Teutonia Gießen
* Schwientochlowitz 8. 5. 1903
† Bern 20. 12. 1963
Sohn des Arztes Carl Müller Teutoniae Gießen, Gymnasium in Kattowitz, Naumburg (Saale) und Königshütte, ab SS 1922 stud. jur. in Gießen und Breslau, Dr. jur. (Gießen), 1935 Regierungsrat, 1938 Oberregierungsrat im Reichswirtschaftsministerium. Im Januar 1945 hielt er sich zu Verhandlungen über die Elektrizitätswirtschaft in Bern auf, wo er schwer erkrankte und operiert werden musste. Das Kriegsende erlebte er daher im neutralen Ausland.
Während seines Genesungsaufenthalts in Adelboden (Berner Oberland) verfasste M. unter dem Pseudonym Constantin Silens das Werk „Irrweg und Umkehr. Betrachtungen über das Schicksal Deutschlands“ (Basel 1946), das eine breite Aufmerksamkeit fand. Obwohl seit 1. Mai 1937 Mitglied der NSDAP, wurde er durch das Spruchkammerverfahren als „unbelastet“ eingestuft und konnte bald in den Staatsdienst zurückkehren. Im Februar 1953 wurde er Ministerialdirigent und Leiter der Handelspolitischen Unterabteilung im Bundeswirtschaftsministerium, 1955 erster deutscher Botschafter nach dem Zweiten Weltkrieg in Wien, 1961 deutscher Gesandter bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Europa (OECD). Verdienste erwarb er sich besonders in den deutsch-österreichischen Wiedergutmachungsverhandlungen und in seinem Engagement für die Entspannung des Verhältnisses zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel.
M. wurde am 20. 4. 1922 bei Teutonia renonciert, am 16. 12. 1922 recipiert und am 8. 5. 1926 philistriert. Er schaltete sich Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre in die Debatte um den politischen Erziehungsauftrag der Corps ein, den er vehement ablehnte, und veröffentlichte dazu mehrere Beiträge in der Deutschen Corpszeitung und einen Aufsatz im Jahrbuch "Wende und Schau". Bekannt wurde seine Kontroverse mit Hans-Georg Bodenstein Rhenaniae Heidelberg, der seinerseits für eine politische Schulung eintrat. Einsatz für die corpsstudentische Idee zeigte Mueller-Graaf auch in seiner Zeit als Botschafter in Wien, als er 1959 an der Arbeitstagung des KSCV in Salzburg und am Hohensalzbergkommers teilnahm.
Veröffentlichungen: Das Wesen der Corps, DCZ 51 (1934/35), S. 181-186
Literatur: Niels Hansen: Carl-Hermann Mueller-Graaf. Ein Brückenbauer der ersten Stunde In: Historische Mitteilungen. 10, 2, 1997, S. 257–267; Maria Keipert (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Band 3, Paderborn u. a. 2008; Matthias Pape: Mueller-Graaf, Carl-Hermann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Berlin 1997, S. 497f.